Aktuelle Projekte am Kolleg
»Religiöse Dynamiken in Geschichte und Gegenwart«
Vom Gesprächskreis zur Exzellenzcluster-Initiative an der Goethe-Universität
2019
Die gesellschaftliche Rolle von Religion in Geschichte und Gegenwart wird an der Goethe-Universität aus zahlreichen unterschiedlichen disziplinären Perspektiven erforscht. Mit dem Ziel, die vielseitige religionsbezogene Forschung durch Vernetzung und gemeinsame Forschungsaktivitäten an der Universität zu stärken, wurde 2019 am Forschungskolleg Humanwissenschaften das »Kolleg Religiöse Dynamiken in Geschichte und Gegenwart« gegründet. Die Gruppe um Birgit Emich (Geschichte der Frühen Neuzeit), Roland Hardenberg (Ethnologie), Matthias Lutz-Bachmann (Philosophie), Hartmut Leppin (Alte Geschichte), Ömer Özsoy (Islamische Studien), Thomas M. Schmidt (Religionsphilosophie) und Christian Wiese (Jüdische Religionsphilosophie) fand sich in mehreren Workshops zusammen, um sich über ihre theoretischen Konzepte, Methoden, Forschungsgegenstände und konkreten Aktivitäten auszutauschen.
Ins Zentrum der Gespräche rückte die Ambivalenz von Religionen, die einerseits einen wesentlichen Beitrag zum kollektiven Zusammenhalt von Gemeinschaften leisten und andererseits Quelle hochbrisanter Konflikte in Geschichte und Gegenwart sind. Mit Blick auf die drei historisch und theologisch eng miteinander verflochtenen monotheistischen Religionen stellt sich die Frage, wie die Dynamiken ihres Mit-, Neben- und Gegeneinanders zu verstehen sind. Dafür bedarf es interdisziplinärer Detailstudien zu unterschiedlichen historischen Epochen, geographischen Räumen und religiösen Kontexten, der Untersuchung religiöser Schriften, ihrer Übersetzungen und Auslegungen und der Erforschung der Ursachen von Konflikten sowie der Bedingungen für interreligiöse Verständigung.
2021
Im Frühjahr 2021 bewarb sich die Gruppe, der mittlerweile 16 Wissenschaftler:innen aus acht Fächern angehörten, mit dem Forschungsvorhaben »Dynamiken des Religiösen: Prozesse des Verstehens, Missverstehens und der Verständigung« um die vom Präsidium der Goethe-Universität ausgeschriebene Anförderung von Exzellenzcluster-Initiativen. Mit diesem Förderprogramm möchte die Universität erfolgversprechende Forschungsinitiativen für den bundesweiten Exzellenzwettbewerb in 2024 rüsten. Der Antrag der »Religionsgruppe« wurde nach interner und externer Begutachtung im Sommer 2021 bewilligt, und ihr Forschungsvorhaben wird 2021‒2024 von der Goethe-Universität mit insgesamt 3,5 Millionen Euro gefördert.
2022–2024
Ausgestattet mit dieser Förderzusage, die eine personelle Verstärkung, die Einladung von Gastwissenschaftler:innen und die Durchführung von Workshops, internationalen Tagungen und Vortragsreihen ermöglicht, kann die Cluster-Initiative in den kommenden zwei Jahren an die inhaltliche und strukturelle Weiterentwicklung des Forschungsprogramms sowie den Ausbau von Kooperationen mit weiteren Institutionen im In- und Ausland gehen.
Sprecher der Initiative sind Birgit Emich, Professorin für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Goethe-Universität, und Christian Wiese, Inhaber der Martin Buber Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität und Mitglied des Wissenschaftlichen Direktoriums am Forschungskolleg Humanwissenschaften. Beide sind thematisch einschlägig national und international vernetzt, beide haben bereits größere Drittmittelprojekte eingeworben: Emich leitet die DFG Kolleg-Forschungsgruppe »Polyzentrik und Pluralität vormoderner Christentümer« (2020–2024) und Christian Wiese war Sprecher u.a. des LOEWE Forschungsschwerpunktes »Religiöse Positionierung. Modalitäten und Konstellationen in jüdischen, christlichen und islamischen Kontexten« (2017–2021).
Das Forschungskolleg Humanwissenschaften ist Kooperationspartner der Cluster-Initiative und wird das Projekt weiterhin aktiv unterstützen – vor allem bei der Einladung von Gastwissenschaftler:innen, die ihre Expertise in das Projekt einbringen werden, und bei der Planung und Durchführung von wissenschaftlichen Konferenzen und öffentlichen Vorträgen in Bad Homburg. Der Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften, Matthias Lutz-Bachmann, Mitinitiator des anfänglichen Gesprächskreises und Mitglied des sog. »Steering Committee « der Cluster-Initiative, freut sich sehr, dass die ersten Diskussionen am Kolleg »verfangen haben« und daraus ein überzeugendes Forschungsprojekt mit langfristiger Perspektive entstanden ist. Denn, »die kritische Untersuchung der Bedeutung von Religion in unserer Gesellschaft ist wichtiger denn je«.
Kontakt
Dr. Silvia Richter (Si.Richter@em.uni-frankfurt.de)
Projektkoordinatorin
»Dynamiken des Religiösen«
Exzellenzcluster-Initiative der Goethe-Universität
(FKH - 21.03.2022)
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