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Aktuelle Projekte am Kolleg
»Democratic Vistas: Reflections on the Atlantic World« Seit einhundert Jahren sind die Begriffe »Atlantische Welt« und »Demokratie« eng miteinander verbunden. 1917, kurz vor dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg, prägte der amerikanische Publizist Walter Lippmann den Begriff »Atlantic World«, um eine transatlantische Gemeinschaft zu beschwören, die sich der Verteidigung von Demokratie und Freiheit verpflichtet fühlte. Ursprünglich diente der demokratische Atlantik als Bollwerk gegen ein aggressives Deutschland, das den Ersten Weltkrieg begonnen hatte und sich nun anschickte, einen zweiten Krieg anzuzetteln. Nach 1945 öffnete die Idee der Atlantischen Welt für (West-) Deutschland einen Weg in die internationale Gemeinschaft, die auf eben jenen Idealen basierte, die Deutschland zuvor zu zerstören versucht hatte. Unterdessen begann »der Westen«, sich mit dem Erbe seiner Geschichte der Sklaverei und Kolonisierung auseinanderzusetzen. Das Ergebnis war ein zerrüttetes Selbstbild, dessen Bruchstücke von einer Geschichte der Gewalt, der Ausbeutung und der Ausgrenzung zeugten. Beim Wiederzusammensetzen dieses Scherbenhaufens entstand ein ernüchtertes und geläutertes Selbstbild, das sich andere Grenzen setzt: längst ist die Atlantische Welt nicht mehr auf ein Bündnis zwischen Westeuropa und Nordamerika beschränkt, sondern bezieht nun eine Nord-Süd- sowie eine Ost-West-Achse mit ein. Und dennoch bleibt trotz dieser Bedeutungsverschiebung die ursprüngliche Idee bestehen: Als Projekt verstanden, bleibt die Atlantische Welt der Idee der Demokratie verschrieben. Doch in den letzten Jahren ist »die Demokratie« unter Druck geraten. Illiberale Kräfte unterwandern ihre Normen, Formen und Institutionen. Auf beiden Seiten des Atlantiks erweist sich die Demokratie als unerwartet fragil. Zwischen 1990 und heute haben wir uns von der blauäugigen Vision eines liberal-demokratischen »Endes der Geschichte« wegbewegt, hin zu der Angst, dass das Zeitalter der liberalen Demokratie zu Ende gehen könnte. Der Forschungsschwerpunkt »Democratic Vistas: Reflections on the Atlantic World« am Forschungskolleg Humanwissenschaften reagiert auf diese Herausforderungen, indem er die Potentiale und die Grenzen der Atlantischen Welt im Hinblick auf die Zukunft der Demokratie untersucht. Dabei orientieren wir uns am amerikanischen Dichter Walt Whitman, der in seinem Essay Democratic Vistas von 1871 die Kontingenz der Demokratie erkannte. Die Demokratie ist ein Experiment im Streben nach Freiheit und Gleichheit. Doch Experimente können auch scheitern. Das Gespenst der Tyrannei ist die Kehrseite der kollektiven Selbstgestaltung, die den Kern der Demokratie ausmacht. Wir betrachten die Atlantische Welt als ein Versuchsfeld für demokratische Innovationen und Experimente. »Democratic Vistas« bringt eine interdisziplinäre Gruppe von Wissenschafter*innen der Goethe-Universität sowie internationale und regionale Partner aus den Feldern Geschichte, Internationale Beziehungen, Recht, Literatur, Medienwissenschaft, Philosophie, politische Theorie, Religionswissenschaft, Sozialpsychologie und Soziologie zusammen, um gemeinsam über folgende Themen nachzudenken: – Spielarten demokratischer Erfahrung Die Langfassung der Projektbeschreibung finden Sie hier. Teilnehmer*innen (FKH - 22.01.2021)
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