Das Forschungskolleg Humanwissenschaften: Veranstaltungen
Mittwoch, 17.05.2017, 19:00 Uhr
Ort: Forschungskolleg Humanwissenschaften, Vortragsraum
Historisches Kolleg im Forschungskolleg HumanwissenschaftenAbendvortrag
Susan Karant-Nunn (Regent's Professor of History, University of Arizona)
»Reformation und Geschlecht. Der Ertrag von 45 Jahren Forschung«Über den Vortrag
Luther gab dem weiblichen Geschlecht wieder die ehrenhafte Position zurück, die Gott ihm zugedacht hatte – so behauptet der berühmte Lutherbiograph Roland Bainton (1894–1984). Der Vortrag versucht, diese These zu differenzieren, indem er auf einzelne wichtige Lebensbereiche blickt: Wie verhielt es sich mit der Ausbildung von Frauen oder ihrer Sexualität? Zentral ist natürlich auch der Begriff des Ehestandes. Dessen Auffassung veränderte sich zwar durch die Reformation, führte aber nicht automatisch zu einer Erhöhung des Standes der Frau. Ganz im Gegenteil bestärkten die Reformatoren das Patriarchat. Doch einige Frauen fanden und nutzten Möglichkeiten, aus den gegebenen Strukturen auszubrechen und in gewissen Lebensbereichen Einfluss zu gewinnen. Susan Karant-Nunn legt hierzu ihre Schlussfolgerungen aus 45 Jahren Forschung dar?
Über die Rednerin
Prof. Dr. Susan Karant-Nunn ist seit 2001 Direktorin der Division for Late Medieval & Reformation Studies sowie Regent’s Professor of History an der University of Arizona mit den Schwerpunkten Kultur- und Sozialgeschichte des frühneuzeitlichen Europa und der Spezialisierung auf den deutschsprachigen Raum während des Zeitalters der Reformation. Zuvor war sie Professorin für Geschichte an der Portland State University.
Zum Themenjahr »Reformationen ‒ Kontinuitäten und Brüche«
Das Themenjahr widmet sich Spezialaspekten der reformatorischen Bewegung in Europa, die sich von Wittenberg ausgehend in ganz Europa verbreitete, aber je unterschiedliche regionale Wirkungen hatte. Deshalb auch ist die enge Verzahnung von Religion und Politik, die eine der wesentlichen Folgewirkungen der Reformation war, in allen Teilen Europas unterschiedlich dicht vollzogen worden. Das ursprünglich geistliche Reformanliegen wandelte sich in dieser Verzahnung zu einem theologiepolitischen; in der Forschung ist deshalb auch oft von einer »politischen Theologie« gesprochen worden. Diese Interpretation soll in einigen öffentlichen Vorträgen thematisiert werden, ist sie doch eine der viel diskutierten und kritisierten »unbeabsichtigten Nebenfolgen« des reformatorischen Aufbruchs. Die daraus abgeleiteten Deutungen u.a. vom stets obrigkeitsgläubigen Lutheraner und dem stets demokratieverbundenen Calvinisten sollen in ihrer Entstehung erklärt werden. Das Ziel des Themenjahrs besteht nicht zuletzt darin, durch die Freilegung solcher zeitgebundener Deutungsmuster den Kern des reformatorischen Anliegens auch für die Gegenwart wieder besser verständlich zu machen.
Kontakt und Information
Ellinor Schweighöfer: Schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Um Anmeldung wird gebeten: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Tel: 06172-139770.
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