Fellows
rnrn»Kollektive Verantwortung und Politik im 21. Jahrhundert«
rnrnInternationale Konferenz am Forschungskolleg Humanwissenschaften
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»So etwas wie eine Gesellschaft«, meinte die britische Premierministerin Margaret Thatcher einmal, »gibt es nicht«. Wahrscheinlich dachte Frau Thatcher, dass nur Individuen existieren. Demgegenüber steht das alte Sprichwort: »Niemand ist eine Insel«. In der Tat können wir nicht als atomisierte Individuen existieren, da wir auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Interessanterweise scheint die politische Nachkriegsphilosophie aber Frau Thatcher gefolgt zu sein. John Rawls, der wohl wichtigste politische Philosoph des 20. Jahrhunderts, argumentiert, dass das Individuum im Zentrum unserer moralischen Wertschätzung stehen muss und eine politische Ordnung nur dann legitim ist, wenn Individuen ihr in einem hypothetischen Verfahren zustimmen können. Rawls ist für diese Position stark kritisiert worden, vor allem von jenen Philosophen, die sich für eine stärkere Anerkennung der sozialen Grundlagen unserer Existenz aussprechen.
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Aber selbst wenn man Rawls folgt und sich für eine liberale politische Grundordnung einsetzt, ist es klar, dass die Ziele einer solchen Ordnung nur dann verwirklich werden können, wenn Individuen gemeinsam handeln. Nichts zeigt dies besser als das Beispiel der Weltarmut. In einem berühmten Gedankenexperiment des australischen Philosophen Peter Singers fällt ein Kind in einen Teich. Sie befinden sich in der Nähe. Was sollten Sie tun? Die meisten von uns würden wohl antworten, dass es unsere Pflicht ist, dass Kind aus dem Teich zu ziehen, selbst wenn diese Rettungsaktion unsere neueste Markenkleidung ruinieren würde. Das Beispiel, denkt Singer, lässt sich auch auf das Problem der Weltarmut anwenden. Wenn’s nur so einfach wäre!
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Die Handlungsmöglichkeiten von Einzelpersonen sind sicherlich kaum dazu in der Lage, dem Problem der Weltarmut Herr zu werden. Um den ärmsten Menschen auf der Welt zu helfen, müssen wir unsere Hilfe mit anderen koordinieren. Es stellt sich darüber hinaus die Frage, ob Individuen überhaupt die richtigen Adressaten entsprechender Hilfspflichten sind. David Miller, der bekannte Oxforder Politiktheoretiker, meint z.B., dass Nationen besser geeignet sind, einschlägige Hilfsleistungen zu erbringen. Aber wie können Nationen handeln? Was macht eine Anzahl von Individuen überhaupt zu einer Nation? Wie kann man Nationen verpflichten, etwas gegen die Weltarmut zu tun? Und was bedeutet dies für ihre individuellen Mitglieder?
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Ein anderes Gebiet, das vergleichbare Fragen aufwirft, ist die Kriegs- und Friedensforschung. Stellen Sie sich vor, eine Gruppe Soldaten begeht ein Kriegsverbrechen. Heißt dies, die Soldaten sind als Gruppe für das Kriegsverbrechen verantwortlich? Oder kann man sie als Einzelpersonen für das Verbrechen haftbar machen? Und was heißt dies für die Bürger des Staates, zu dessen Armee die Gruppe von Soldaten gehört? Kann man sie für das Verbrechen mitverantwortlich machen? Immerhin finanzieren sie durch ihre Steuern die Armee!
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Um diesen und verwandten Fragen nachzugehen, haben Juan Espíndola, Jesse Tomalty und Alex Leveringhaus Anfang Juli eine zweitägige Konferenz am Forschungskolleg Humanwissenschaften organisiert. Espíndola und Tomalty sind 2011/12 auf Einladung der DFG-Kollegforschergruppe »Justitia Amplificata« Postdoctoral Fellows am Forschungskolleg Humanwissenschaften. Alex Leveringhaus, der bis April 2012 ebenfalls Postdoctoral Fellow am Kolleg war, ist gegenwärtig Mitglied der Fakultät für Politik und Internationale Beziehungen der Universität Oxford. Die Konferenz soll einen Einblick geben, wie wir einigen der größten politischen Herausforderungen der 21. Jahrhunderts, vom Klimawandel bis zur Weltarmut, begegnen können. In der Tat: die international hochkarätig besetzte Konferenz wird aufzeigen, wie wir politischen handeln können ‒ und zwar gemeinsam. (Alex Leveringhaus)
(FKH - 02.07.2012)
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