Nikolas Funke



Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit, Universität Münster

Aufenthalt am Forschungskolleg Humanwissenschaften:
Juli 2025

Forschungsthema am Forschungskolleg Humanwissenschaften:
»Konfessionelle Koexistenz in Wesel 1598–1630«

Projektbeschreibung:
Die religiöse Pluralisierung des 16. Jahrhunderts stellte europäische Christ:innen vor die Herausforderung auf jeder Ebene des gesellschaftlichen Lebens mit konfessioneller Diversität umzugehen. Auch wenn ›Toleranz‹ vor dem 18. Jahrhundert bestenfalls eine temporäre Lösung darstellte, hat die neuere Forschung gezeigt, dass an vielen Orten Europas Umgangsweisen mit Diversität gefunden wurden und die gewaltsamen konfessionellen Konflikte, die das Bild der Frühen Neuzeit prägen, katastrophale Ausnahmen darstellten. Probleme der aktuellen Forschung bestehen darin, lokale und regionale Studien in Dialog zu bringen, Konjunkturen konfessioneller Spannungen zu erklären, und die atypischen Ausbrüche konfessioneller Gewalt in ein Verhältnis zum friedfertigen Alltag zu setzten. Im Zentrum des Projekts steht die Stadt Wesel im Herzogtum Kleve, in der phasenweise auftretende konfessionelle Spannungen und die graduellen Übergangsprozesse von einer auf Kompromiss bedachten Koexistenz hin zur Dominanz einer Konfession untersucht werden können. Die Weseler fanden trotz großer Belastungen für etwa zwei Generationen einen Ausgleich zwischen Katholiken, Lutheranern, Reformierten und Täufern, bis ab 1600 die Reformierten immer selbstbewusster begannen, die Stadt nach calvinistischen Idealen umzugestalten. Obwohl Wesel eine multikonfessionelle Stadt blieb, brachen nun Konflikte an die Oberfläche, die seit Jahrzehnten erfolgreich informell gehandhabt worden waren. Neben Fragen, die sich speziell auf den Weseler Fall beziehen untersucht das Projekt allgemeinere Probleme der Forschung zu untersuchen. Diese betreffen die Wandelbarkeit der Konfession als Ordnungsgröße des alltäglichen Lebens und ihre situative Bedeutungslosigkeit, den Umgang der Historiker:innen mit den Verzerrungen von Archiven; Historiographie der Vormoderne und der kultursoziologische ›affektive turn‹. (Nikolas Funke)

Zusammenarbeit:
Nikolas Funke ist auf Einladung von Xenia von Tippelskirch, Professorin für die Geschichte Religiöser Dynamiken an der Goethe-Universität, Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften. Sein Aufenthalt wird gefördert vom fachübergreifenden Potentialfeld der Goethe-Universität »Religion und De:Toxifizierung (RelTox)«.

Wissenschaftliches Profil von Nikolas Funke


Nikolas Funke hat an der University of Sussex mit einer Arbeit über »Religion and the Military in the Holy Roman Empire c. 1500–1650« promoviert. Anschließend war er Past & Present Fellow am Institute of Historical Research (London), teaching fellow an der University of St Andrews und Leverhulme Early Career Fellow an der University of Birmingham. Seit 2019 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Münster. Von April bis Juni 2025 ist er außerdem Fellow der Frankfurter DFG-Kollegforschungsgruppe »Polycentricity and Plurality of Premodern Christianities«.

Website:
Weitere Informationen über Nikolas Funke finden Sie hier.

Kontakt:
Email: nikolasfunke@uni-muenster.de

Forschungsschwerpunkte:
Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit; konfessionelle Koexistenz und konfessioneller Konflikt; Geschichte der Gewalt; Geschichte der (magischen) Medizin.

Veröffentlichungen (Auswahl):
  1. »Containing Confessional Conflict in the Military. The Holy Roman Empire before c. 1650«, in: Stephen Cummins und Laura Kounine (Hg.), Cultures of Conflict Resolution in Early Modern Europe, Farnham: Ashgate 2016, S. 127-149.

  2. (Hg. mit Gundula Gahlen und Ulrike Ludwig), Krank vom Krieg. Umgangsweisen und kulturelle Deutungsmuster von der Antike bis in die Moderne, Frankfurt & New York: Campus Verlag 2022.

  3. Faith in War. Religion and the Military in Germany, New York: Berghahn 2024.

  4. »Strategisch ›christlich‹: Die Konstruktion konfessioneller Ambiguität im frühneuzeitlichen Militär und ihre soziale Funktion«, in: Ulrike Ludwig (Hg.), Konfessionelle Codierungen. Ambiguität und Vereindeutigung im 16. Jahrhundert (im Druck).

  5. »The Enchanted Body: Religion, Medical and Apotropaic Magic in Early Modernity«, in: Achim Lichtenberger, Angelika Lohwasser und Holger Strutwolf (Hg.), The Body in Religion: Images and Practices (im Druck).


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