Erste Fellows am Forschungskolleg
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Freiraum zum Nachdenken für Gastwissenschaftler aus aller Welt
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rn rn Christopher Clark am Forschungskolleg, Juni 2009 | rn
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„Wahrscheinlich ist es einem Versuchskaninchen selten besser gegangen als mir“, sagt Cambridge-Professor Christopher Clark in akzentfreiem Deutsch und sorgt mit britischem Humor für Erheiterung im Konferenzraum des Forschungskollegs Humanwissenschaften. Auf dem Programm steht der Vortrag Clarks: „Ein Sonderweg? Preußen in der deutschen Geschichte“. Kurz zuvor hatte Prof. Klaus Günther, Direktoriumsmitglied des Kollegs, den prominenten Referenten, einen der weltweit besten Kenner Preußens, vorgestellt und darauf hingewiesen, dass er zu den ersten Fellows gehöre. Ab jetzt, so Günther, zeige sich wohl, wie der Betrieb der neuen Einrichtung in dieser Hinsicht funktioniere. Die Generalprobe darf als gelungen gelten: „Schon diese kurze Zeit war außerordentlich produktiv“, resümiert Clark, der im Juni für zwei Wochen am Bad Homburger Kolleg arbeitete, hier im Gästehaus wohnte und neben seinem Kolleg-Vortrag auch bei einem Kolloquium an der Universität in Frankfurt referierte.
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Der Aufenthalt von Gastwissenschaftlern, so genannten Fellows, ist ein Schwerpunkt des Forschungskollegs Humanwissenschaften in Bad Homburg. Ein weiterer liegt in Veranstaltungsreihen zu aktuellen Fragen. Mit solch einer Reihe hat das Kolleg, bei dem die Goethe-Universität mit der Werner Reimers Stiftung kooperiert, im Sommersemester seine Arbeit aufgenommen. Es ging um „Kritische Analysen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit“. Erster Redner war Prof. Klaus Töpfer, ehemaliger UNO-Exekutivdirektor und Bundesminister. Es folgten Vorträge und Seminare von Prof. Thomas Pogge, Gerechtigkeitsphilosoph an der Yale University, und Dr. David Ellerman, langjähriger Berater der Weltbank und aktuell an der University of California in Riverside.
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Abgeschlossen wird die Reihe voraussichtlich im Herbst mit einer öffentlichen Podiumsdiskussion. Bis dahin wird auch der Fellow-Betrieb weiter an Konturen gewonnen haben. „Das Kolleg bietet die Möglichkeit, einzelne Projekte für einen Zeitraum bis zu zwei Jahren durchzuführen, hier also zu arbeiten, miteinander zu debattieren, aber auch mit eigens eingeladenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Frage nach der Schlüssigkeit der eigenen Prämissen und Resultate nachzugehen“, erläutert Prof. Spiros Simitis, wissenschaftlicher Direktor des Kollegs. Die bisher feststehenden Fellows werden zunächst einige Wochen oder auch Monate am Kolleg verbringen. Auswärtige Forscher wohnen im Gästehaus. Es gehört ebenso zum Kolleggelände mit seinem weitläufigen Park wie der zentrale Neubau und die ehemalige Villa des Stifters Werner Reimers.
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„Es mag wie ein großer Luxus erscheinen, hier zu arbeiten. Aber es ist in der Tat so, dass besonders Geisteswissenschaftler auf Zeit und Ruhe angewiesen sind, um komplexe Gedankengänge entwickeln und entfalten zu können“, sagt der Historiker Christopher Clark. Der Universitätsalltag biete diese Freiräume immer weniger. Der fast noch größere Vorteil eines Forschungskollegs, so Clark weiter, sei die Möglichkeit, mit anderen Wissenschaftlern in den Dialog zu treten. Christopher Clark hat seinen Aufenthalt am Kolleg unter anderem dazu genutzt, sich mit dem Geschichtsverständnis Friedrichs des Großen zu beschäftigen. Manche Bücher, besonders die Sekundärliteratur, bekommt man in England kaum. Am Kolleg hatte Clark in dem Frankfurter Geschichtsprofessor Andreas Fahrmeir einen kompetenten Gesprächspartner. Beide forschen zu Aspekten der gesamteuropäischen Geschichte des 19. Jahrhunderts. Christopher Clark: „Da ergeben sich natürlich Fragen der Interpretation über Zusammenhänge im großen Rahmen, die sich durch Gespräche schnell und gut lösen lassen.“
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Christopher Clark und Andreas Fahrmeir bildeten am Kolleg eine Forschungspartnerschaft. Nach diesem Modell werden auch weitere Fellowaufenthalte strukturiert sein: Jeweils ein Angehöriger des Frankfurter Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, in diesem Fall Andreas Fahrmeir, kooperiert als Fellow am Kolleg mit einem externen Forscher. Beide Partner haben ihre eigenen, sich ergänzenden Forschungsinteressen unter dem Dachthema Normativität. „Das Forschungskolleg verfügt über keine finanziellen Ressourcen, sondern ist auf die Finanzierung durch Drittmittel angewiesen. Da mit dem Cluster an der Universität bereits ein hoch dotierter Forschungsverbund besteht, lag es für das Direktorium nahe, einige Teilprojekte an das Kolleg einzuladen“, so Klaus Günther vom Direktorium des Kollegs.
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Ab Anfang Juli kommt der Soziologie-Professor Riccardo Prandini von der Università di Bologna für einen Monat nach Bad Homburg. Sein Forschungsthema: „Transnationaler Konstitutionalismus. Gesellschaftliche Teilverfassungen im nationalen Raum“. Prandinis Forschungspartner ist der Frankfurter Jurist Prof. Gunter Teubner. Für rund zwei Monate wird Prof. Michael Rosenthal, University of Washington, im August und September am Kolleg arbeiten. Der Philosoph beschäftigt sich mit der politischen Identität der deutschen Juden zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und dem Beginn des zweiten Weltkrieges. Sein Pendant von Universitäts- und Cluster-Seite: der Professor für Religionsphilosophie Thomas M. Schmidt.
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Die Liste der fest eingeplanten Fellows reicht bis weit in das nächste Jahr. Das Kolleg ist auch zunehmend als Kooperationspartner und Veranstaltungsort für geisteswissenschaftliche Tagungen gefragt. Ende Juni noch fand hier ein einwöchiger Workshop statt unter der Leitung des international renommierten Kunsthistorikers Prof. Hans Belting. Zudem gibt es sich konkretisierende Gespräche mit möglichen zusätzlichen Projektförderern. In Bezug auf die Fellows steht unterdessen schon jetzt fest, dass die Aufenthalte länger werden und der Bedarf auch an größeren Wohnungen im Gästehaus steigt. Im Sommer 2010 etwa kommt David Owen, Professor für politische Philosophie von der University of Southhampton nach Bad Homburg – für vier Monate, mit seiner Frau und den zwei Kindern, die hier zur Schule und in den Kindergarten gehen sollen. Das Kollegteam kümmert sich zurzeit um die notwendigen Formalitäten, damit auch diese Premiere glückt.
(FKH - 16.06.2009)
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